Um darin besser zu werden und das Forest Jump zu einem sichereren Ort zu machen, haben wir uns intensiv mit dem Thema Awareness auseinandergesetzt und das nachfolgende Awarenesskonzept erstellt. Unser Awareness Konzept wurde gemeinsam mit Act Aware erarbeitet, die uns auch während des Festivals unterstützen werden, indem sie die Awarenessarbeit während der Veranstaltung übernehmen. Unser Awarenesskonzept orientiert sich zu großen Teilen an der Arbeit von Höme und dem SNNTG & Appletree Garden Festival.

 

1. Was ist Awareness für uns? 

Awareness bedeutet für uns die Aufmerksamkeit bzw. das Bewusstsein für Situationen, in denen die Grenzen und das Sicherheitsgefühl eines Menschen überschritten werden. Durch Awarenessarbeit setzen wir uns damit auseinander, dass Räume durch die sich darin befindenden Menschen unterschiedlich geschaffen werden. Das heißt, dass du und wir alle mit unserer Anwesenheit mitbestimmen, wie die Atmosphäre auf dem Forest Jump ist.

Wir möchten auf dem Forest Jump einen Ort kreieren, an dem sich Menschen ihrer unterschiedlichen Positionen und Privilegien in der weißen, hetero cis-dominierten Gesellschaft bewusst sind. Wir wollen anti-rassistisch handeln und tolerieren kein diskriminierendes und/ oder übergriffiges Verhalten. Da jede Person individuelle Grenzen hat werden Grenzüberschreitungen von den Betroffenen selbst definiert.

(Gesellschaftliche)Gewalt- und Machtverhältnisse können wir auf unserem Festival leider nicht auflösen, aber wir möchten diese nicht ignorieren, sondern sichtbar machen und diesen so gut es geht mit unserer Awarenessarbeit entgegenwirken. Deswegen ist es wichtig, dass jede einzelne Person aus dem Verein, Helfende, Künstler*innen und Besuchende Verantwortung übernehmen und sich bewusst darüber sind, dass sie die Veranstaltung mitgestalten und dazu beitragen, dass diese als sicherer Ort erlebt werden kann.

Für eine gute Awareness müssen wir das eigene Selbstbild hinterfragen und vermeintliche Wahrheiten über uns selbst verlernen. Ich bin kein*e Rassist*in, aber dennoch kann ich rassistisch handeln. Auch in queeren oder queer-friendly Kreisen kommt Trans*feindlichkeit vor. Selbst wenn ich einerseits von Diskriminierung betroffen bin, kann ich andererseits diskriminieren. Manchmal tragen wir unbewusst dazu bei, diskriminierende Strukturen zu erhalten.

Das Hinterfragen des eigenen Selbstbildes kann weh tun und zu inneren Abwehrhaltungen führen. Schuldgefühle und Scham können einer Auseinandersetzung im Wege stehen. Gleichzeitig kann es aber auch eine Riesenchance sein, diesen Schritt zu gehen und sich weiterzuentwickeln.

Formen von Diskriminierung könnten unter anderem sein: Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus, Antislawismus, Antiziganismus, Ableismus, Sanism, Klassismus, Queerfeindlichkeit, Transfeindlichkeit, Homophobie und Ageism.

Ein erster Schritt für dich, als Teil des Festivals, kann zum Beispiel sein, dass du dich damit beschäftigst, welche Formen von Diskriminierung es gibt und was für Privilegien du hast. Unter folgendem Link findest du viele Infos dazu.

>> Begriffserklärungen nachschlagen <<

 

2. Wie wollen wir Awareness auf dem Forest Jump leben? 

Wir möchten, dass all unsere Besuchenden auf dem Forest Jump gemeinsam sicher feiern können. 

Dabei möchten wir Diskriminierung und Grenzverletzungen zum einen vorbeugen, indem wir unsere eigenen Strukturen reflektieren und versuchen unsere Veranstaltung diskriminierungssensibel zu gestalten. 

Dazu ist jedoch auch wichtig, dass alle an der Veranstaltung beteiligten Menschen ihre gesellschaftliche Position und Privilegien reflektieren. Da es leider keine diskriminierungsfreien Räume gibt, steht euch vor Ort ein Awareness Team zu Verfügung, falls ihr euch nach einer Grenzverletzung oder Diskriminierung Unterstützung wünscht.

NUR JA HEIßT JA! 

  • Nur ein Ja ist ein Ja! Handlungen, Berührungen und Gespräche sollten im gegenseitigen Einverständnis stattfinden. Wenn du dir unsicher bist, ob es etwas im Einvernehmen geschieht, tut es das meistens nicht. Deswegen frage immer nach, auch wenn es sich um Dinge handelt, die du und die Person vorher schon Mal gemacht haben. Und denk daran, dass ein “Ja” auch zurückgezogen werden kann. Sei besonders aufmerksam und vorsichtig, wenn Personen unter Einfluss von Alkohol und anderen Drogen stehen. 

ACHTET AUFEINANDER! 

  • Du bist Teil dieser Veranstaltung und gestaltest den Raum mit deinem Verhalten aktiv mit. Wir wünschen uns, dass jede*r dazu beiträgt, dass sich auf dem Festival alle wohlfühlen können, deshalb akzeptiere die Grenzen anderer Menschen und überschreite sie nicht. Vor der Bühne und auch überall auf dem Festival soll jede*r ganz viel Spaß haben und sich nicht ausgeschlossen oder bedrängt fühlen, deshalb soll der Raum offen für alle sein. Awareness ist nicht nur Aufgabe des Awareness-Teams, daher gilt – wenn du etwas mitbekommst, was dir komisch vorkommt oder sogar eindeutig nicht okay ist (Grenzüberschreitungen oder Diskriminierung jeder Art), wende dich an das Awareness Team.

KEIN PLATZ FÜR SEXISMUS, RASSISMUS, QUEER- UND TRANSFEINDLICHKEIT  und jegliche andere Diskriminierung

  • Respektloses und übergriffiges Verhalten (z.B. respektlose Anmachen, Kommentare, Hinterher-Pfeifen und andere Belästigungen) gehen gar nicht. Jegliches rassistisches, sexistisches, klassistisches homo- oder transfeindliches oder anderweitig diskriminierendes Verhalten wird nicht akzeptiert und hat ggf. einen Rauswurf zur Folge. Denk dran – Wir alle, auch du als Besucher*in gestalten dieses Festival aktiv mit.  Verhältst du dich übergriffig, wird das Konsequenzen zur Folge haben und nicht toleriert.

 STAY SAFE 

  • Wenn dir plötzlich schwindelig oder übel wird oder du dich komisch fühlst, sag deinen Freund:innen oder unserer Crew Bescheid. Geh in diesen Situationen nicht allein aufs Klo oder nach Hause und wende dich gern ans Awareness Team oder die Sanitäter*innen. 

TOILETTEN

  • Auf dem Festival gibt es genderneutrale, abschließbare und beleuchtete Einzeltoiletten (Kompoletten), eine rollstuhlgerechte Toilette, sowie einen Bereich mit Pissoirs. Die rollstuhlgerechte Toilette ist eine extragroße, von uns selbst gebaute, Komplette (Dixiklo mit Sägespänen). Sie ist abschließbar, beleuchtet und hat ein eigenes Waschbecken. 

INFO ZU BARRIEREFREIHEIT

  • Unser Wunsch ist, dass das Forest Jump so zugänglich wie möglich ist. Das Festival findet im Wald statt und der Campingplatz ist am Waldrand. Auf dem gesamten Gelände gibt es keine asphaltierten oder abgetrennten Wege. Der Waldboden ist sehr uneben und kann sehr matschig werden, wenn es regnet. Es gibt eine barrierefreie Toilette auf dem Campingplatz (siehe oben). 

RÜCKZUGSORT

  • Wir werden einen ruhigen Rückzugsort zur Verfügung stellen. Dieser Rückzugsraum soll ein Ort sein, an dem Personen, die sich gerade zurückziehen müssen oder Unterstützung, möglichst sicher und wohl fühlen und als Schutzraum dienen. Wenn ihr den Awareness Rückzugsraum  nutzen wollt, meldet euch einfach am Awareness Stand oder bei unserer Crew und eine Person aus dem Awareness Team wird euch dorthin begleiten. Vor Ort gibt es Snacks und Getränke, Zeit zum Ausruhen und ein offenes Ohr. Im Safer Space werden keine Fragen gestellt, wenn du das nicht möchtest und Erfahrungen werden dir nicht abgesprochen. 

AUFKLÄRUNG UND KONTINUIERLICHES LERNEN

  • Auf dem Festival wollen wir auch sensibilisieren, wir haben eine Bibliothek voll mit Büchern zum Thema strukturelle Diskrimnierung und individuellen Erfahrungen. An unserem Awareness Stand wird es ebenfalls Infomaterial geben. 

 

3. Awareness Team vor Ort 

Wir haben ein Awareness-Team vor Ort, dass pinke Westen trägt. Das Awareness Team wird auf dem Festivalgelände einen Stand haben und ebenfalls in mobilen Schichten auf dem Gelände rumlaufen. Wenn du dich belästigt oder unwohl fühlst oder etwas beobachtest, das sich nicht richtig anfühlt, kannst du dich an das Awareness Team wenden. Wenn du magst, kannst du auch in Begleitung einer Person aus dem Awareness Team den Rückzugsraum nutzen, wenn du einen ruhigen Ort brauchst oder dich zurückziehen möchtest. Du kannst auch immer die Crew bzw. eine Person an einem unserer Stände (Bar, Frittenbude, Siebdruck) oder die Securities ansprechen, damit diese das Awareness Team für dich kontaktieren.

Auch unsere Veranstaltungsleitung, Security, Produktion etc. werden im Vorfeld durch das Awareness Team gebrieft, um einen möglichst sensiblen Umgang miteinander zu gewährleisten. 

 

4. Kontakt, Fragen & Anregungen

Hast du schon Fragen oder Anregungen an das Awareness Team? Dann kannst du dich hierhin wenden: awareness@forestjump-festival.de

Auch nach der Veranstaltung könnt ihr uns eure Erfahrungen per Mail mitteilen – eure Erlebnisse haben kein Verfallsdatum und sollen auch im Nachhinein aufgearbeitet werden.